Relevanz ist das A und O nicht nur im Marketing, sondern auch im Advertising:
Wenn wir uns von einer Anzeige nicht angesprochen fühlen, schenken wir ihr auch keine Aufmerksamkeit. Genau deshalb ist Micro-Targetting immer mehr im Trend: Unternehmen wollen jeden potenziellen Kunden möglichst individuell ansprechen. Mit seinen im September lancierten Custom Audience Ads bietet das soziale Netzwerk Facebook Hand dazu.
Aufbau auf bestehender E-Mail Datenbank, Segmentierung mit Facebook
Alles, was es auf der Seite des Unternehmens dazu braucht, ist eine existierende Sammlung von Mailadressen.
Das können beispielsweise Kunden oder Newsletter-Abonnenten sein. Mit Telefonnummern oder Facebook-Profile-IDs würde das Ganze theoretisch auch funktionieren. Da Schweizer diese Informationen aber Facebook bzw. Unternehmen oft vorenthalten, ist die Mailvariante hierzulande wohl die praktikabelste. Die Liste wird als Text- oder CSV-File auf Facebook geladen und die betreffenden Personen beworben.
Wenn man die Kontakte schon hat, könnte man nicht einfach gratis einen Newsletter senden statt Geld für Facebook-Ads auszugeben? Nein – denn nun spielt das soziale Netzwerk seinen grossen Trumpf: die Profilangaben der User.
Die Liste kann nach verschiedenen Kriterien wie bspw. Alter oder Interessen aufgeteilt und jedes Segment spezifisch beworben werden. Es ist dank exclusionary targetting auch möglich, nur solche Nutzer zu bewerben, die eben nicht auf der Liste stehen. Nicht bloss fürs Retargetting, sondern auch zur Generierung von Neukunden ist das Tool also geeignet.
Vielversprechende erste Resultate
Die ersten Reaktionen sind laut dem Technologie-Blog Techcrunch positiv: höhere Conversions und tiefere Kosten für die Unternehmen seien zu beobachten. Auch Interaktionen wie Likes und Shares sind höher als bei normalen Ads. Laut Ric Calvillo, CEO des Facebook Ad-Spezialisten Nanigans, haben gewisse Kampagnen bis zu 5 mal mehr Return auf die Kosten als mit klassischem Targetting nach Interessen.
Diese Zahlen sind zwar nicht ganz so gut wie jene für Facebook Exchange Ads, welche die User je nach zuvor besuchten Internetseiten bewerben lässt. Dennoch ermöglicht der Dienst eine wertvolle weitere Möglichkeit, potenzielle Kunden möglichst Zielgenau anzusprechen. Für die User bedeutet dies weniger irrelevante Werbung. Für die Unternehmen einen effizienteren Einsatz der Werbemittel. Und für Facebook ein weiteres Stück vom Kuchen der Online-Werbeausgaben.
Dies ist ein studentischer Beitrag von Philipp Zogg (@PhilippZogg), den er im Rahmen der Vorlesung “Online-Marketing” verfasst hat. Philipp Zogg studiert Politikwissenschaft und Publizistik an der Universität Zürich. Nebenbei arbeitet er als Tutor am IPMZ sowie im Financial Accounting einer Bank.
Die erhöhte Werbeeffektivität durch Micro-Targeting scheint mir auf jeden Fall als erwiesener Vorteil. Auch sei hier zu erwähnen, dass potenzielle Kunden auf Newsletter via Mail tendenziell immer schwächer reagieren, da diese in der täglich steigenden Mailflut schlichtweg untergehen. Bei der praktischen Umsetzung des Konzepts frage ich mich aber: Wie geht man mit Kunden um, welche mehrere Mail-Addressen benutzen, bzw. für Facebook eine gesonderte Addresse (bspw. hans.muster@facebook.com) nutzen? Können diese auch vom System erfasst werden? Oder ist dieser (wahrscheinlich geringe) Datenverlust zu vernachlässigen?