Die Aufgabe eines Vermarkters ist es, Dienstleistungen oder Produkte eines Unternehmens so im Markt zu positionieren, dass diese dann mit möglichst hohem Gewinn verkauft werden können. Aus der eben erwähnten Definition ist bereits ersichtlich, dass diese Berufsgruppe mit harten Bandagen kämpfen muss, um ihren Erfolgsansprüchen gerecht zu werden. Nun, wie sieht die Arbeit eines Vermarkters im Social Media Bereich aus? Kann der Online-Marktplatz heutzutage noch mit seriösen Mitteln dominiert werden?
Würdet ihr dem deutlich längeren Spazierweg durch den Park folgen oder schnell und hoffentlich unerkannt über die Wiese rennen und dabei das „Betreten verboten“-Schild umreissen, wenn ihr möglichst schnell am anderen Ende sein müsstet? Genau diese Entscheidung treffen Vermarkter im Social Media Bereich Tag für Tag und man kann sich nur zu gut vorstellen, dass die zweite Option eben schlussendlich (und natürlich erst nach langem Hadern) doch am attraktivsten erscheint. Aber ist das nur der Skrupellosigkeit von Einzelnen zuzuschreiben? Nein, denn auch hier gilt: Schwimmst Du nicht mit dem Strom, ist dein neuer Schwarm bald derjenige, welcher sich zum Arbeitsamt bewegt.
Nun, die Frage bleibt: Ist die Aufregung über den angeblichen Missbrauch von Social Media Anwendungen für die Promotion von Produkten und Dienstleistungentatsächlich gerechtfertigt oder nur ein Shitstorm, erzeugt von Online-Moralaposteln?
Eine Umfrage unter fünfzig Vermarktern, welche sich selbst als solche definieren, hat ergeben, dass rund ein Viertel im Kauf von Facebook Likes und Twitter Followers kein moralisches Problem sieht, obwohl die meisten von ihnen behaupteten, nie solche Käufe aktiv getan zu haben.
Ist der Wahlgewinn von Obama Produkt von gekauften Social Media Likes?
Betrachten wir den Kampagnen-Krieg, welcher die Vereinigten Staaten von Amerika in den letzten Monaten in seine Mangel genommen hat. Hat die offizielle Seite, welche im Namen von Barack Obama auf Facebook eingerichtet wurde tatsächlich eine friedliche Geburt erlebt, welche von null Likes gestört wurde? Oder ist auch gar der Präsident einer der Elite-Nationen unserer Welt nicht vor der Versuchung gefeit, sich seine Wähler zumindest auf den Social Media Plattformen zu kaufen? Denn eben diese Versuchung ist gross: Klickt ein User auf eine Page mit bereits 2‘000 Likes ist es wahrscheinlicher, dass er Teil dieses viralen Erfolgs werden will, als wenn niemand seine Begeisterung teilt. Sind die ersten 1’000 „richtigen“ Likes erst einmal gesammelt, fällt der Missbrauch wohl kaum mehr auf und immer mehr User werden mit der Page konfrontiert.
Followen die User auch in den Laden oder bleiben sie virtuell?
Doch zu früh gefreut, dieser fantastische ROI, welcher ihr Vermarkter euch jetzt gerade mit Hilfe des Boosts von ein paar gekauften Followern erträumt, ist gar nicht so simpel zu berechnen. Die Anzahl Likes kann von Vorteil sein, doch ob diese User dann auch wirklich wählen oder eben das Produkt kaufen gehen, ist eine komplett andere Sache. Hinzu kommt, dass passive Fans, welche nicht beständig mit der Page interagieren die Updates ebendieser aufgrund der News Feed Algorhythmen irgendwann nicht mehr erhalten.
Die Moral von der Geschichte: Nicht die online messbaren Followers und Likes sollten für ein Unternehmen entscheidend sein, sondern die effektive Verbindung, welche sie mit ihrem Zielpublikum erarbeiten können. Den “Wert”, welche diese Machenschaften für ein Unternehmen schlussendlich entwickeln, ist dann wohl irgendwann auch Sache der PR-Abteilung, welche hoffentlich bereits jetzt eine gute Versicherung abgeschlossen hat, um den wohl unvermeidlichenShitstorm abzuwenden, wenn diese dann hoffentlich bewiesen werden können.
Dies ist ein studentischer Beitrag von Gina Studerus (@GStuderus), den sie im Rahmen der Vorlesung “Online-Marketing” verfasst hat. Die Autorin studiert Publizistik und Populäre Kulturen an der Universität Zürich. Das Studium und ihr Leben finanziert sie sich durch ihren Nebenjob in der Notrufzentrale der Allianz Suisse.
Toller Beitrag über eine auch ethisch interessante Frage. Persönlich finde ich es ok sich die ersten Likes zu kaufen um die Anfangsschwelle zu überwinden. Alles was darüber hinaus geht zeugt lediglich von schlechtem Content und wird auch bei noch so vielen künstlichen Likes nicht seine Wirkung haben.
Guter Blogpost mit coolen Formulierungen und passenden Vergleichen. Ich denke, die erste Hürde lohnt es sich mit gekauften Likes zu nehmen, aber um eine virale Verbreitung zu erreichen braucht es schlussendlich doch “real” Fans 😉